Antibiotika bekämpfen seltenen Krebs und Bakterien gleichzeitig

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Universität Kopenhagen

Bei Patienten mit einem seltenen Lymphomkrebs kann eine aggressive Behandlung mit Antibiotika sowohl die Krebszellen als auch die Staphylokokkeninfektionen hemmen, die viele von ihnen entwickeln, berichten Forscher.

Eine neue Studie zeigt, dass die Behandlung die Zahl der Krebszellen verringert und den Krebs bei Patienten mit schweren Hautentzündungen für eine gewisse Zeit deutlich zurückdrängt.

CTCL ist ein seltener Lymphomkrebs in den T-Zellen des Immunsystems, der sich in der Haut zeigt. Viele Patienten erkranken an Staphylokokkeninfektionen der Haut. Der Krebs schwächt das Immunsystem des Patienten und macht die Haut weniger widerstandsfähig gegen Bakterien.

Bei einer Staphylokokkeninfektion arbeiten die gesunden Immunzellen im Körper auf Hochtouren. Sie produzieren Wachstumsstoffe, so genannte Zytokine, die das Immunsystem auf Trab bringen. Die Krebszellen schnappen sich die Wachstumsstoffe und nutzen sie, um ihr eigenes Wachstum zu beschleunigen. Die Forschungsergebnisse zeigen erstmals, dass die Antibiotikabehandlung diesen Prozess verlangsamen kann.

Infografik Antibiotika Lymphom (CTCL-Konzept)
(Credit: U. Kopenhagen)

Den Treibstoff abschneiden

„Wenn wir die Staphylokokkenbakterien mit Antibiotika hemmen, nehmen wir gleichzeitig die Aktivierung der Immunzellen weg. Das bedeutet, dass sie nicht mehr so viele Zytokine produzieren und die Krebszellen somit keinen zusätzlichen ‚Treibstoff‘ bekommen. Dadurch werden die Krebszellen daran gehindert, so schnell zu wachsen, wie sie es während des bakteriellen Angriffs getan haben. Dieser Befund ist bahnbrechend, denn es ist das erste Mal, dass wir diese Verbindung zwischen Bakterien und Krebszellen bei Patienten sehen“, sagt Niels Ødum, Professor am Forschungszentrum für Hautimmunologie der LEO-Stiftung an der Universität Kopenhagen.

Die Entdeckung ist das Ergebnis jahrelanger Forschung, bei der die Forscher molekulare Studien und Labortests durchführten, Gewebeproben von Haut und Blut entnahmen und klinische Studien an sorgfältig ausgewählten Patienten durchführten.

Bislang wurden CTCL-Patienten mit Infektionen in der Haut nur widerwillig Antibiotika verabreicht, weil man befürchtete, dass die Infektion nach der Behandlung als antibiotikaresistente Staphylokokken zurückkehren würde. Die Forscher, die hinter dieser Entdeckung stehen, glauben, dass die neuen Ergebnisse dies ändern werden.

„Bisher hat man gesehen, dass Antibiotika eine Art positive Wirkung auf einige dieser Patienten hatten, aber es wurde nie untersucht, was es eigentlich mit dem Krebs selbst macht. Unsere Ergebnisse zeigen, dass es tatsächlich eine gute Idee sein könnte, Patienten mit Staphylokokken auf der Haut diese Behandlung zukommen zu lassen, weil sie den Krebs hemmt und gleichzeitig möglicherweise das Risiko neuer Infektionen verringert“, sagt Ødum.

Wird es auch bei anderen Krebsarten als CTCL funktionieren?

Es ist noch schwer zu sagen, ob die neuen Erkenntnisse auf andere Krebsarten übertragbar sind. Für die Forscher besteht der nächste Schritt zunächst darin, den Zusammenhang zwischen Krebs und Bakterien genauer zu untersuchen.

„Wir wissen nicht, ob diese Erkenntnis nur für Lymphome gilt. Wir sehen es vor allem bei dieser Art von Krebs, weil es ein Krebs innerhalb des Immunsystems ist. Die Krebszellen ‚verstehen‘ bereits die Signale, die die Immunzellen aussenden. Wenn die Immunzellen aktiv werden, werden auch die Krebszellen aktiv. Es ist auf jeden Fall sehr interessant und relevant, die Interaktion zwischen Bakterien und Krebs, die wir hier sehen, näher zu betrachten“, sagt Ødum.

„Der nächste Schritt wird die Entwicklung neuer Behandlungen sein, die nur auf die ’schlechten‘ Bakterien abzielen, ohne die ‚guten‘ Bakterien, die die Haut schützen, zu schädigen“, sagt er.

Die Studie erscheint in der Fachzeitschrift Blood.

Weitere Forscher kommen von den Universitätskliniken Aarhus und Seeland, der Universität Aarhus und dem Universitätskrankenhaus Bispebjerg. Unterstützt wurde die Studie von der LEO Foundation, der Novo Nordisk Foundation, dem Independent Research Fund Denmark, der Lundbeck Foundation, der Danish Cancer Society und TV2.

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