Apocynin ist ein natürlich vorkommendes methoxysubstituiertes Catechin, das experimentell als Inhibitor der NADPH-Oxidase eingesetzt wird. Da es in Studien mit Neutrophilen und Makrophagen als potenter Inhibitor wirkt, kann in Nicht-Phagozyten-Zellen oft keine hemmende Wirkung festgestellt werden. In unseren Experimenten stimulierte Apocynin sogar die Produktion reaktiver Sauerstoffspezies (ROS) durch vaskuläre Fibroblasten. Auch bei Makrophagen führte Apocynin zunächst zu einem Anstieg der ROS-Produktion. Anschließend wurde die ROS-Bildung gehemmt, was darauf hindeutet, dass Apocynin in Gegenwart von Leukozyten-Myeloperoxidase und Wasserstoffperoxid in eine andere Verbindung umgewandelt wird. Mit H2O2 und Meerrettichperoxidase (HRP) voraktiviertes Apocynin hemmte die ROS-Produktion sofort. In Nicht-Phagozyten stimulierte Apocynin die ROS-Produktion, und selbst nach 60 Minuten wurde keine Hemmung beobachtet. Apocynin, das mit H2O2 und HRP behandelt wurde, verringerte jedoch die ROS-Produktion auf die gleiche Weise wie in Makrophagen. Die stimulierende Wirkung auf die ROS-Produktion kann durch Tiron und Superoxiddismutase (SOD) aufgehoben werden, was darauf hindeutet, dass Superoxid die produzierte Spezies war. Die Wirkung von Apocynin wurde durch Diphenylenjodinium (DPI), einen nicht fangenden NADPH-Oxidase-Inhibitor, gehemmt. Zusammenfassend lässt sich sagen, dass Apocynin die Superoxidproduktion der Zellen stimuliert. In Gegenwart von Peroxidase und Wasserstoffperoxid wird es jedoch in eine andere Verbindung umgewandelt, die als Hemmstoff der Superoxidproduktion wirkt. Dies deutet stark darauf hin, dass Apocynin unter In-vivo-Bedingungen entgegengesetzte Wirkungen auf Phagozyten und Nicht-Phagozytenzellen haben kann. Es wirkt als Inhibitor der phagozytären NADPH-Oxidase, aber auch als Stimulator der ROS-Produktion in nicht-phagozytären Zellen.