„Brennende Zunge“ und „brennende Spitze“: die diagnostische Herausforderung des Syndroms des brennenden Mundes

Zielsetzung: Untersuchung der klinischen Merkmale des Burning-Mouth-Syndroms (BMS) in einer großen Patientenkohorte und Korrelation mit den Ergebnissen der Zungenbiopsie.

Methoden: Wir untersuchten 98 Patienten, die seit mindestens 6 Monaten über brennende Schmerzen im Mund klagten. Zweiundvierzig Patienten wurden nach einem Screening auf Kontaktsensibilität gegenüber zahnärztlichen Materialien, Nahrungsmittelallergien, Zungenverletzungen, bösartige Erkrankungen, Bindegewebs- und Stoffwechselstörungen, orale Infektionskrankheiten, Vitaminmangel und andere systemische Krankheiten, die bekanntermaßen Neuropathien verursachen, ausgeschlossen. Sechsundfünfzig Patienten wurden neurologisch untersucht und die Schmerzintensität, Depressionen, Angstzustände, Schlafqualität und Lebensqualität bewertet. Bei 51 Patienten wurde eine Zungenbiopsie mit Quantifizierung der epithelialen Nervenfasern (ENF) durchgeführt.

Ergebnisse: Im Vergleich zu 9 gesunden Teilnehmern (4,13+/-1,85 SD) war die epitheliale Innervationsdichte bei 38 Patienten signifikant reduziert (1,35+/-1,46 SD; P<0,0001) und bei 13 Patienten normal (6,1+/-2,19 SD). Die klinischen Merkmale unterschieden sich in den beiden Gruppen: Patienten mit reduzierter ENF-Dichte klagten über Schmerzen in der gesamten Zunge, den Lippen, dem harten Gaumen und den Alveolarkämmen, berichteten in 29 % der Fälle über Dysgeusie und Xerostomie (P<0,001) und 24 % von ihnen waren depressiv. Patienten mit normaler Innervation klagten über Schmerzen an der Zungenspitze, berichteten in 7,7 % der Fälle über Dysgeusie und Xerostomie, und 54 % von ihnen waren depressiv (P<0,017).

Diskussion: Die diagnostischen Kriterien für BMS sind noch nicht definiert, und der Zusammenhang mit Depressionen und Angstzuständen ist umstritten. Wir haben einen biopsiegestützten Ansatz für die Diagnose vorgeschlagen. Unsere Studie zeigt, dass BMS zwei unterschiedliche Krankheitsbilder aufweisen kann und dass die Zungenbiopsie zur Beurteilung der Diagnose beitragen kann. Stimmungsstörungen treten häufig auf und sollten bei der Behandlung von Patienten und bei der Auswahl von Behandlungsmöglichkeiten berücksichtigt werden. Diese Beobachtungen könnten Ärzten dabei helfen, Patienten mit BMS zu erkennen und ihnen eine angemessene Diagnose und Behandlung zukommen zu lassen.

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