Chaconne, auch ciaconne geschrieben, ursprünglich ein feuriger und suggestiver Tanz, der um 1600 in Spanien auftauchte und schließlich einer Musikform seinen Namen gab. Miguel de Cervantes, Francisco Gómez de Quevedo und andere zeitgenössische Schriftsteller vermuten einen mexikanischen Ursprung. Der Tanz, der offenbar von einem Paar oder einer Frau allein mit Kastagnetten getanzt wurde, verbreitete sich bald in Italien, wo er ebenso wie in Spanien als anrüchig galt. Im Laufe des 17. Jahrhunderts gewann eine abgemilderte Version am französischen Hof an Beliebtheit; sie tauchte häufig in den Bühnenwerken von Jean-Baptiste Lully auf.
Die musikalische Form der Chaconne ist eine fortlaufende Variation, in der Regel im Dreiermetrum und in einer Dur-Tonart; sie ist im Allgemeinen durch eine kurze, sich wiederholende Basslinie oder harmonische Progression gekennzeichnet. Die Form der Chaconne, die der der Passacaglia ähnelt, wurde von Komponisten im Barock und später verwendet. Im 17. Jahrhundert bezeichneten französische Komponisten häufig Stücke in Rondeau-Form als Chaconne, d. h. mit einem Refrain (R), der vor, nach und zwischen kontrastierenden Passagen oder Couplets (R A R B R C R usw.) wiederkehrt. Johann Sebastian Bachs „Chaconne“ aus der Partita in d-Moll für Violine ohne Begleitung ist ein Beispiel für die meisterhafte Verwendung der Chaconne als Variationsform. François Couperins Cembalomusik enthält viele Chaconnes en rondeau, wie zum Beispiel „La Favorite“. Spätere Komponisten griffen die Form wieder auf, darunter Johannes Brahms im letzten Satz seiner Symphonie Nr. 4 (1885) und Benjamin Britten in seinem Streichquartett Nr. 2 (1945).