Was ist eine Doppeldiagnose?
Die Doppeldiagnose ist ein Begriff, der verwendet wird, um Menschen zu beschreiben, die sowohl eine psychiatrische Störung als auch eine Alkohol- oder Drogenkonsumstörung haben. Bis zu 75 % der Menschen mit einer schweren psychischen Erkrankung (SMI) haben eine Doppeldiagnose. Es wird vermutet, dass einer der Gründe für den hohen Substanzkonsum bei Menschen mit einer schweren psychischen Erkrankung in der „Selbstmedikation“ liegt, bei der die Patienten zusätzliche Drogen einnehmen, um ihre belastenden Symptome zu bekämpfen. Bei Menschen mit einer Doppeldiagnose kommt es nachweislich häufiger zu Komplikationen bei der Behandlung, u. a. zu höheren Raten von Rückfällen und erneuten Krankenhausaufenthalten, zu mehr Kontakten mit juristischen und forensischen Diensten, zu stärkeren psychotischen Symptomen, zu mehr Risikoverhalten, zu stärkeren Nebenwirkungen von Antipsychotika und zu einer geringeren Therapietreue. Antipsychotika sind die wichtigste Behandlungsmethode für SMI. Es gibt Hinweise darauf, dass Antipsychotika der zweiten Generation (SGA) wie Risperidon älteren Antipsychotika der ersten Generation (FGA) bei der Verbesserung negativer affektiver Zustände, der Verringerung von Drogensucht und der Verbesserung des subjektiven Wohlbefindens überlegen sind und zu weniger Nebenwirkungen und damit zu einer größeren Therapietreue führen können. Eine solche Verbesserung der Symptome kann zu einer geringeren Selbstmedikation mit Alkohol und Drogen sowie zu einer Verbesserung des allgemeinen psychischen Zustands führen. Es bleibt jedoch unklar, inwieweit Risperidon, eines der ersten hergestellten atypischen Antipsychotika, anderen Antipsychotika bei Doppeldiagnosen überlegen ist.
Wen könnte diese Übersichtsarbeit interessieren?
Psychiatrische Fachkräfte, die Menschen mit SMI und Doppeldiagnosen behandeln und Antipsychotika für diese Erkrankungen verschreiben. Menschen, die psychosoziale Dienste in Anspruch nehmen, und ihre Familien, die an ihrer Behandlung und Pflege beteiligt sein können.
Was soll diese Übersichtsarbeit beantworten?
Wie wirksam und sicher ist Risperidon im Vergleich zu anderen Antipsychotika bei der Behandlung von Menschen mit einer Doppeldiagnose?
Welche Studien wurden in die Übersichtsarbeit aufgenommen?
Wir haben im Januar 2016 und Oktober 2017 nach relevanten randomisierten Studien gesucht. Wir fanden acht randomisierte kontrollierte Studien mit 1073 Teilnehmern, die eine Doppeldiagnose hatten. Die Mehrheit der Teilnehmer waren Erwachsene über 18 Jahre (4 Teilnehmer waren 17 Jahre alt). Risperidon wurde mit Clozapin, Olanzapin, Perphenazin, Quetiapin und Ziprasidon verglichen.
Was sagen uns die Erkenntnisse aus der Überprüfung?
Wir fanden keinen großen Effekt, der Risperidon gegenüber einem der anderen Vergleichsmedikamente begünstigte. Zu den Nebenwirkungen lagen nur sehr begrenzte Daten vor, und auch hier fanden wir keine wirklichen Unterschiede zwischen Risperidon und anderen Antipsychotika. Insgesamt wurde die Qualität der verfügbaren Belege als gering bis sehr gering eingestuft, und derzeit gibt es keine ausreichenden Belege dafür, dass Risperidon bei der Behandlung von Menschen mit schweren psychischen Erkrankungen und gleichzeitigem Substanzmissbrauch anderen Antipsychotika überlegen oder unterlegen ist.
Wie sollte es weitergehen?
Weitere qualitativ hochwertige Forschung ist erforderlich. Künftige Forschungsarbeiten sollten Stichproben umfassen, die groß genug sind, um aussagekräftige klinische Unterschiede bei den Ergebnissen festzustellen.