Diagnose des chronischen Belastungskompartmentsyndroms in der Primärversorgung

DISKUSSION

Das CECS wird häufig als Ursache von Muskelschmerzen übersehen, und die Diagnose kann sich um bis zu 22 Monate verzögern.3,4 Die Häufigkeit des CECS ist sehr unterschiedlich und wird mit 10-64 % angegeben.5 Dies liegt daran, dass das CECS mit vielen verschiedenen Symptomen auftreten kann und daher leicht fehldiagnostiziert werden kann. Die Patienten suchen oft erst in einem späten Stadium einen Arzt auf, da sie glauben, es handele sich um eine weniger schwerwiegende Erkrankung.6 Klassischerweise äußert sich das CECS durch brennende, schmerzende oder stechende Schmerzen in beiden Beinen, die nur bei körperlicher Anstrengung auftreten und in Ruhe vollständig verschwinden.7 Die Symptome treten eher beidseitig auf, wobei in verschiedenen Studien Zahlen zwischen 70-90 % genannt werden.8 Am häufigsten ist das vordere Kompartiment betroffen.3 Bei Patienten mit CECS wurden ein Pes planus und eine Überpronation festgestellt.9 Hausärzte sollten den Patienten sowohl vor als auch nach der Belastung untersuchen, um eine normale körperliche Untersuchung vor der Belastung und eine mögliche Vorwölbung im betroffenen Kompartiment zusammen mit Schmerzen beim Abtasten und einer möglichen neurovaskulären Beeinträchtigung im betroffenen Bereich nach der Belastung nachzuweisen. CECS tritt bei beiden Geschlechtern gleichermaßen auf, wobei das Durchschnittsalter bei 20 Jahren liegt10 , und wird mit Diabetes mellitus in Verbindung gebracht.11

Die dynamische intrakompartimentale Druckmessung ist nach wie vor der Goldstandard.5 Der statische intrakompartimentale Druck in Ruhe und unmittelbar nach der Belastung kann jedoch den erforderlichen Druckanstieg nachweisen3 , der in Ruhe 0-10 mmHg und nach der Belastung >25 mmHg beträgt.12 Dieser einfache Test, der kostengünstig ist und nur eine minimale Schulung erfordert, kann entweder blind oder unter Ultraschallkontrolle durchgeführt werden und kann zu einer definitiven chirurgischen Behandlung führen und somit weitere Morbidität verhindern.2 Er wird in vielen anerkannten Kursen für Ärzte der Grundversorgung im Bereich des Bewegungsapparats gelehrt und kann daher von Hausärzten durchgeführt werden. Wenn die nötige Zeit oder Ausrüstung in der Primärversorgung nicht zur Verfügung steht, kann eine vorläufige Diagnose allein auf der Grundlage der Anamnese und der klinischen Untersuchung gestellt werden, was zu einer Überweisung an einen orthopädischen Chirurgen zur endgültigen Untersuchung und Behandlung führt.

Die meisten Fälle von CECS werden zunächst in der Primärversorgung vorgestellt, und zwar in einem späteren Stadium des Krankheitsverlaufs, da die Betroffenen glauben, dass das Fehlen von Symptomen in Ruhe auf eine weniger schwerwiegende und selbst zu behandelnde Erkrankung hinweist. Der unspezifische Begriff „Schienbeinschmerz“ wird von den Patienten häufig für eine Vielzahl von Beinsymptomen verwendet;6 was den Hausarzt davon abhalten kann, die Erkrankung richtig zu diagnostizieren (Kasten 1). Daher ist es von entscheidender Bedeutung, dass der Arzt bei der Anamneseerhebung ausreichend nachfragt. Darüber hinaus können das Fehlen von Symptomen bei der Ruheuntersuchung und negative Befunde bei Scans und Röntgenaufnahmen, wie sie für CECS typisch sind, den Arzt von einer raschen Diagnose ablenken und somit die Behandlung weiter verzögern. Abgesehen von der intrakompartimentellen Druckmessung sind andere Untersuchungen nicht kosteneffizient und können viel Zeit in Anspruch nehmen, so dass sie eher hinderlich als hilfreich sein können. Hausärzte müssen verstärkt über CECS aufgeklärt werden, um eine frühzeitige Diagnose, geeignete Untersuchungen und ein angemessenes Management zu ermöglichen.

Kasten 1.

Vergleich der Merkmale des chronischen Belastungskompartmentsyndroms und des medialen tibialen Stresssyndroms

Chronisches Belastungskompartmentsyndrom (CECS) Mediales tibiales Stresssyndrom (Schienbeinschienen)
Natur des Schmerzes – Brennend, schmerzend, berstend – Diffuser Schmerz von unterschiedlicher Intensität
Lösende und verschlimmernde Faktoren – Schmerz nur bei Belastung, in Ruhe völlig fehlend – Verschlimmert durch Belastung, Linderung durch Ruhe
– Häufigste Schmerzlokalisation – Vorderes Kompartiment des Unterschenkels – Mittlerer bis distaler posteromedialer Rand des Schienbeins
– Einseitig oder beidseitig – Beidseitig häufiger – Bilateral häufiger
Neurovaskuläre Veränderungen – Parästhesie und/oder Taubheitsgefühl in Bein und Fuß bei Anstrengung – Keine
Assoziationen – Diabetes mellitus; Kürzlich geändertes Schuhwerk oder Trainingsprogramm; hohe Absätze; Pes planus – Morgens schlimmer; ungeeignetes Schuhwerk; Training auf hartem Untergrund, unebenem Terrain; Pes planus
– Körperliche Untersuchung – Normale Untersuchung in Ruhe. Während und unmittelbar nach der Belastung kann der betroffene Bereich vorgewölbt sein, mit Parästhesie und Taubheitsgefühl des Kompartiments oder des Fußes – Mögliches Lochödem über dem betroffenen Bereich; dynamische Hyperpronation des Fußes; Schmerzen bei Palpation sowohl in Ruhe als auch bei Belastung

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