Nur eine kurze Autofahrt von der verfallenden Stadt Santa Claus entfernt, scheint Chloride einem kitschigen Wildwestdorf zu ähneln, das zur Touristenfalle geworden ist. Aber wenn man etwas genauer hinsieht, findet man etwas, das diese Geisterstadt auszeichnet: eine wunderbar bizarre Sammlung von Trödelkunst und eine Ausstellung von riesigen Wandgemälden.
In der Wissenschaft ist Chlorid ein Ion, das zur Entsalzung von Meerwasser zu Trinkwasser verwendet wird. Das ist ironisch, denn die gleichnamige Stadt in Arizona ist unglaublich trocken. Chloride wurde 1862 als Silberminenstadt gegründet und beherbergte einst etwa 75 Minen und 5.000 Einwohner. Über sechs Jahrzehnte lang bauten die Bergleute Mineralien wie Silber, Gold und Türkis ab, bis die Stadt Ende der 1920er Jahre (fast) vollständig niedergebrannt wurde. In den 1940er Jahren war sie praktisch zu einer Geisterstadt geworden.
Nun erlebt Chloride dank des Tourismus ein Comeback. Mit neuen Attraktionen wie vorgetäuschten Schießereien, dem ältesten Postamt von Arizona und der „einzigen weiblichen Schießgruppe der Welt“ bietet die Stadt die Möglichkeit, durch eine echte Wildweststadt zu spazieren. Doch inmitten all dessen bleiben die beiden einzigartigsten Merkmale von Chloride oft unbemerkt.
Die bizarre Trödelkunst von Chloride kann man leicht am Straßenrand des nicht historischen Teils der Stadt sehen. Autofahrer können einen Flamingo aus einem Benzintank, einen Blechmann mit blauem Hut und einen Schrottbaum bewundern, an dessen Ästen rostige Gegenstände hängen. Die Gräber auf dem städtischen Friedhof sind sogar mit alten Telefonen versehen. Von den 20 Häusern, die derzeit in Chloride bewohnt werden, ist jedes mit einer Art Schrottkunst ausgestattet. In einem Haus steht zum Beispiel ein kunstvoller Flaschenbaum, in einem anderen eine Metallspinne neben einer Raupe aus Bowlingkugeln.
Schwieriger zu erreichen, aber ebenso sehenswert, sind die Murals of Chloride. Eine 1,3 Meilen lange Straße, die nur mit Allradantrieb befahrbar ist, führt an verlassenen Minen und alten indianischen Felszeichnungen vorbei den Hügel hinauf zu den Wandmalereien von Roy Purcell, der 1966 ein ortsansässiger Goldsucher war, der etwas mehr Zeit zur Verfügung hatte. Purcells „The Journey“, das noch keine Verwitterungsspuren aufweist, erstreckt sich über 2.000 Quadratmeter Felsgranit und ist reich an Symbolen: ein Yin-Yang, eine riesige rote Schlange, die sich über mehrere Felsen spannt, und eine Fruchtbarkeitsgöttin.