Im Jahr 1996 wurde ein neuartiger Biomarker für oxidativen Stress, der als advanced oxidation protein products (AOPP) bezeichnet wird, im Plasma von chronisch urämischen Patienten entdeckt. Ziel der vorliegenden Studien war es, herauszufinden, welche Plasmafraktion(en) für die AOPP-Reaktivität verantwortlich sind. Die thermische Behandlung von gepoolten Proben von humanem Citrat- oder EDTA-Plasma bei 50°C führte zu einem schnellen und parallelen Verlust der Fibrinogenkonzentration und der AOPP-Reaktivität. Anhand des Zeitverlaufs und der t1/2-Werte nach der thermischen Behandlung war AOPP nicht von Fibrinogen zu unterscheiden. Bei Patienten (n = 61) mit verschiedenen peripheren vaskulären oder kardiovaskulären Erkrankungen bestand ein statistisch signifikanter (p < 0,0001) Zusammenhang zwischen dem Fibrinogenspiegel im Blutplasma und dem AOPP. Es gab auch eine signifikante (p < 0,0001) Beziehung zwischen den Plasmaspiegeln von Fibrinogen und dem molaren AOPP/Fibrinogen-Verhältnis, was darauf hindeutet, dass höhere Fibrinogenkonzentrationen mit mehr oxidativ umgewandelten Gruppen auf dem Molekül verbunden waren. Die Ergebnisse der vorliegenden Studien deuten darauf hin, dass posttranslational modifiziertes Fibrinogen ein Schlüsselmolekül ist, das für die AOPP-Reaktivität des menschlichen Plasmas verantwortlich ist. Die pathophysiologische Bedeutung des posttranslational modifizierten Fibrinogens bei den entzündungsassoziierten Ereignissen der Atherosklerose, bei der Thrombozytenaggregation und als kardiovaskulärer Risikobiomarker muss noch geklärt werden.