Einleitung: Es wird angenommen, dass Symptome des unteren Harntrakts, die bei älteren Männern häufig auftreten, genetisch und durch modifizierbare Umweltrisikofaktoren bedingt sind. Wir haben den Beitrag dieser beiden ätiologischen Komponenten in einer Kohorte amerikanischer Zwillinge untersucht.
Methoden: 1998 wurde an die Mitglieder des Zwillingsregisters der Nationalen Akademie der Wissenschaften und des Nationalen Forschungsrats ein Fragebogen verschickt, der Symptome des unteren Harntrakts, Gewicht, Größe, Alkoholkonsum, Zigarettenrauchen und körperliche Aktivität erfasste. Wir analysierten 1.723 vollständige Zwillingspaare mit Informationen über Symptome der unteren Harnwege und Zygosität, die keine frühere Diagnose von Prostatakrebs hatten. Wir berechneten die Konkordanzraten der Kategorien des Internationalen Prostata-Symptom-Scores bei eineiigen (MZ) und zweieiigen (DZ) Zwillingen. Mit Hilfe verallgemeinerter Schätzgleichungen wurde das Chancenverhältnis für hochgradige/schwere Symptome des unteren Harntrakts berechnet.
Ergebnisse: Die Konkordanzraten waren bei MZ-Zwillingen höher als bei DZ-Zwillingen mit Konkordanzratenverhältnissen von 2,2 und 6,9 je nach Spezifität der Definition der Symptome. Genetische Faktoren trugen zu 72 % zum Risiko für mittelschwere/schwere Symptome der unteren Harnwege bei. Unter Berücksichtigung korrelierter Individuen beobachteten wir bei fettleibigen Männern im Vergleich zu schlanken Männern eine höhere Wahrscheinlichkeit für Symptome der unteren Harnwege (Odds Ratio = 1,91; 95 % Konfidenzintervall = 1,16-3,15 beim Vergleich des ersten mit dem vierten Quartil). Das Rauchen von Zigaretten wurde nicht mit Symptomen der ableitenden Harnwege in Verbindung gebracht, wohl aber der Alkoholkonsum. Männer, die körperlich aktiver waren, hatten im Vergleich zu weniger aktiven Männern tendenziell eine geringere Wahrscheinlichkeit für Symptome des unteren Harntrakts (0,62; 0,36-1,08).
Schlussfolgerung: Die Ergebnisse deuten auf eine starke genetische Komponente von Symptomen der unteren Harnwege hin, unterstützen aber auch frühere Studien, die zeigen, dass veränderbare umweltbedingte Risikofaktoren mit dieser Erkrankung verbunden sind.