Diabetes mellitus ist durch Hyperglykämie, Lipidämie und oxidativen Stress gekennzeichnet und prädisponiert die Betroffenen für langfristige Komplikationen, die Augen, Haut, Nieren, Nerven und Blutgefäße betreffen. Erhöhte Proteinglykation und die anschließende Bildung von fortgeschrittenen Glykationsendprodukten (AGEs) im Gewebe tragen zur Pathogenese diabetischer Komplikationen bei. Die Proteinglykation geht einher mit der Bildung freier Radikale durch die Autoxidation von Glukose und glykierten Proteinen und durch die Interaktion von AGEs mit ihren Zelloberflächenrezeptoren (RAGE genannt). Durch Glykation entstehende freie Radikale können Proteine, Lipide und Nukleinsäuren schädigen und tragen zum oxidativen Stress bei Diabetes bei. Es besteht Interesse an Verbindungen mit Antiglykationswirkung, da sie ein therapeutisches Potenzial zur Verzögerung oder Verhinderung des Auftretens diabetischer Komplikationen bieten könnten. Obwohl viele verschiedene Verbindungen untersucht werden, sind nur wenige erfolgreich in die klinische Erprobung gegangen, aber keine wurde bisher für den klinischen Einsatz zugelassen. Während die Suche nach neuen synthetischen Glykationsinhibitoren weitergeht, wurde den Antiglykationsmitteln aus natürlichen Quellen bisher nur wenig Aufmerksamkeit geschenkt. In den letzten Jahrzehnten ist das traditionelle Medizinsystem zu einem Thema von weltweitem Interesse geworden. Verschiedene Studien haben gezeigt, dass eine Nahrungsergänzung mit kombinierten glykationshemmenden und antioxidativen Nährstoffen eine sichere und einfache Ergänzung zu den traditionellen Therapien gegen diabetische Komplikationen sein kann. In dieser Übersichtsarbeit werden Daten zu zweiundvierzig Pflanzen/Bestandteilen vorgestellt, die auf ihre Antiglykationsaktivität hin untersucht wurden, und es werden einige häufig verwendete Heilpflanzen mit Antiglykationsaktivität im Detail erörtert, einschließlich ihrer Wirkstoffe, ihres Wirkungsmechanismus und ihres therapeutischen Potenzials.