Epidermoidzyste des Mundbodens | SG Web

DISKUSSION

Der Mundboden und der submandibuläre Bereich können von zahlreichen pathologischen Zuständen betroffen sein, die grob als entwicklungsbedingte, entzündliche, obstruktive oder neoplastische Ursachen klassifiziert werden können. Läsionen in diesem Bereich können über einen längeren Zeitraum vorhanden sein, bevor der Patient einen Arzt aufsucht, in der Regel aufgrund von Schluck- oder Sprachstörungen. Der Mundboden ist der häufigste intraorale Ort für Entwicklungsläsionen der oralen Weichteile, insbesondere Dermoidzysten, Lipome, Branchialspaltzysten und Thyreoglossuszysten.

Dermoidzysten werden als eine Variante von Teratomen angesehen und entstehen vermutlich durch Einklemmung von Epithelresten während des Schließens der Branchialbögen oder als Folge eines Traumas. Fast ein Fünftel der Dermoidzysten, die im Kopf- und Halsbereich auftreten, befinden sich am Mundboden, wo sie eine Zungenerhebung, eine submentale Protrusion oder beides verursachen können. Sie treten vorwiegend bei jungen Menschen auf und präsentieren sich als weiche bis gummiartige Schwellungen in der Mittellinie oder seitlich.

Lipome sind langsam wachsende, gutartige Tumore mit einer intraoralen Inzidenz von nur 1%. Die Unverfügbarkeit von Lipiden für den Stoffwechsel und das autonome Wachstum eines Lipoms haben es zu einem echten Neoplasma gemacht. Die Wange ist die häufigste intraorale Lokalisation, gefolgt vom Mundboden. Branchialspaltzysten sind Entwicklungsanomalien, die durch einen unvollständigen Verschluss der Branchialbögen entstehen. Sie treten in der Regel bei relativ jungen Patienten als fluktuierende Schwellungen auf, die sich an der Vorderseite des Musculus sternocleidomastoideus befinden.

Heterotopische gastrointestinale Zysten sind Choristome des Kopfes und Halses und betreffen meist den sublingualen Bereich oder den Mundboden. Sie scheinen überwiegend männlich zu sein und sind in der Regel mit Magenschleimhaut ausgekleidet.

Thyroglossalgangzysten entstehen aus Resten der embryonalen Schilddrüse. Sie treten typischerweise in der Mittellinie in engem Kontakt zum Zungenbein auf und erzeugen oft eine charakteristische Bewegung beim Schlucken. Entwicklungsbedingte Läsionen verlaufen relativ geräuschlos, bevor sie Symptome verursachen, wie bei der vorliegenden Patientin. Aufgrund des Alters des Patienten ist eine solche Entität jedoch weniger wahrscheinlich.

Anlagebedingte Läsionen wie Gefäßmissbildungen oder Lymphangiome (zystische Hygrome) gehören im Allgemeinen zur Differentialdiagnose von Halsgeschwülsten, die bis zum Mundboden reichen. Beide Läsionen treten am häufigsten im Kindesalter auf, wobei 90 % der Lymphangiome des Kopfes und des Halses bis zum Alter von 2 Jahren diagnostiziert werden.

Infektionen und entzündliche Läsionen des perioralen Gewebes können sich auch als Schwellung des submandibulären Bereichs präsentieren, die bis zum Mundboden reicht. Akute Infektionen können von einem odontogenen Infektionsherd ausgehen, wurden aber aufgrund des chronischen Charakters der Erkrankung in der Differentialdiagnose nicht berücksichtigt. Darüber hinaus würden Fieber, Unwohlsein und Schmerzen normalerweise das klinische Bild einer akuten Infektion begleiten, und bei der klinischen Untersuchung würden eine Empfindlichkeit bei der Palpation und eine fixierte oder fluktuierende darüber liegende Haut auffallen.

Eine weitere Entität, die in Betracht gezogen werden sollte, ist die Lymphadenitis verschiedener Ursachen. Die submandibulären Lymphknoten können häufig von der Katzenkratzkrankheit, der Tuberkulose (Skrofulose) oder der Aktinomykose betroffen sein. Die unauffällige Anamnese des vorliegenden Patienten schloss diese Möglichkeit aus. Außerdem führt eine Lymphadenitis in der Regel nicht zu einer derartigen intraoralen Schwellung.

Speicheldrüsenläsionen werden häufig intraoral und im submandibulären Dreieck gesehen. Die Ranula befindet sich ausschließlich auf dem Mundboden. Sie erscheint als eine Vergrößerung von normaler bis bläulicher Farbe, die je nach Dicke des darüber liegenden Gewebes von einem fluktuierenden Fortsatz bis zu einer Läsion von weicher Konsistenz reicht. Kinder und junge Erwachsene sind häufiger betroffen, und in der Vorgeschichte kommt es häufig zu wiederholten Rupturen und Rezidiven. Plunging Ranula ist eine Variante der Ranula, die durch Dissektion von extravasiertem Muzin durch den Musculus mylohyoideus entsteht. Sie erscheint als Knoten im submandibulären Halsbereich, mit oder ohne intraorale Zeichen.

Entzündliche Erkrankungen der Speicheldrüsen sollten bei der Differentialdiagnose der vorliegenden Läsion in Betracht gezogen werden. Die akute Sialadenitis der Unterkieferspeicheldrüse äußert sich in der Regel durch eine Schwellung, die mit Mahlzeiten und Schmerzen einhergeht, sowie durch eitrigen Ausfluss aus dem Ductus Wharton, während die chronische Sialadenitis einen langwierigen Verlauf mit Remissionen und Exazerbationen aufweist. Beide Erkrankungen treten häufiger im sechsten Lebensjahrzehnt auf und haben keine geschlechtsspezifische Präferenz. Darüber hinaus gehen beide Erkrankungen in der Regel mit einer Reihe von prädisponierenden Faktoren einher.

Die akute Sialadenitis der Unterkieferdrüse geht in der Regel mit einer Schwellung einher, die mit Mahlzeiten und Schmerzen verbunden ist, sowie mit eitrigem Ausfluss aus dem Ductus Wharton, was im vorliegenden Fall nicht der Fall war und daher ausgeschlossen werden konnte. Die chronische Sialadenitis verläuft über einen längeren Zeitraum mit Remissionen und Exazerbationen. Beide Erkrankungen treten häufiger im sechsten Lebensjahrzehnt auf und sind in der Regel mit einer Reihe von prädisponierenden Faktoren verbunden, wie z. B. Sialolithiasis, chronische Erkrankungen, Krankenhausaufenthalte oder Medikamente, die alle mit Xerostomie einhergehen können.

Pleomorphe Adenome und monomorphe Adenome werden in der Regel in die Differentialdiagnose von schmerzlosen und langsam wachsenden intraoralen Massen einbezogen. Speicheldrüsenneoplasmen des Mundbodens sind jedoch häufiger bösartig als gutartig. Das Alter der vorliegenden Patientin entspricht nicht der Häufigkeit von Speicheldrüsenneoplasmen.

Maligne Weichteiltumoren wurden als unwahrscheinlich angesehen. Schnelles Wachstum, fehlende Begrenzung, Fixierung an benachbarten Strukturen und Ulzeration der darüber liegenden Schleimhaut sind übliche Merkmale von Malignität, die bei der vorliegenden Patientin nicht festgestellt wurden.

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