Das Gift des antarktischen Oktopus ist noch völlig unerforscht. Hier wurde eine vorläufige Untersuchung der Eigenschaften von Extrakten aus den hinteren Speicheldrüsen (PSG) von vier antarktischen Eledonin-Arten (Incirrata; Octopodidae) (Adelieledone polymorpha, Megaleledone setebos, Pareledone aequipapillae und Pareledone turqueti) durchgeführt, die an der Küste vor George V’s Land, Antarktis, gesammelt wurden. Die Proben wurden auf alkalische Phosphatase (ALP), Acetylcholinesterase (AChE), proteolytische, Phospholipase A(2) (PLA(2)) und hämolytische Aktivitäten untersucht. Zum Vergleich wurde das Magengewebe von Cirroctopus sp. (Cirrata; Cirroctopodidae) ebenfalls auf ALP, AChE, proteolytische und hämolytische Aktivitäten untersucht. Zur Erforschung der ökologischen Bedeutung des Giftes wurden aus der Literatur diätetische und morphologische Daten gesammelt, wobei ein adaptiver evolutionärer Ansatz verfolgt wurde. Von den Incirrate-Arten zeigten drei in allen Assays Aktivitäten, während P. turqueti keine hämolytische Aktivität aufwies. Es gab Hinweise auf eine Kälteanpassung von ALP bei allen Incirraten, während die proteolytische Aktivität bei allen außer P. turqueti vorhanden war. Der Magengewebeextrakt von Cirroctopus sp. zeigte ALP, AChE und eine gewisse proteolytische Aktivität. Daraus wurde geschlossen, dass die in den PSG-Extrakten beobachtete AChE-Aktivität möglicherweise auf die Freisetzung von Haushaltsproteinen und nicht auf eines der abgesonderten Speicheltoxine zurückzuführen ist. Obwohl das Gift zweifellos eine wichtige Rolle beim Fang und der Verarbeitung von Beutetieren durch Antarktis-Eledoninen spielt, zeigten sich bei den enzymatischen und hämolytischen Tests keine offensichtlichen Anpassungen an Unterschiede in der Ernährung oder Morphologie. Mehrere morphologische Merkmale wie ein vergrößertes PSG, eine kleine Wangenmasse und ein kleiner Schnabel lassen jedoch auf solche Anpassungen schließen. Künftige Studien sollten auf mehreren Ebenen durchgeführt werden: Auf venomischer Ebene, um detailliertere Informationen über die Zusammensetzung des Giftes und die Giftbestandteile selbst zu erhalten; auf ökologischer Ebene, z. B. durch Anwendung serologischer oder genetischer Methoden zur Identifizierung des Mageninhalts; und auf Verhaltensebene, einschließlich Beobachtungen zum Fang verschiedener Arten von Beutetieren.