Wer geht eigentlich im Weißen Haus ans Telefon?

Die Mitarbeiter des Weißen Hauses und des Kongresses werden mit Anrufen zum Thema Gesundheitsfürsorge überschwemmt. Obwohl ein „sehr signifikanter Anstieg“ zu verzeichnen war, nachdem der konservative Radiomoderator Rush Limbaugh seine Zuhörer aufgefordert hatte, ihre Ablehnung zu bekunden, sagen die Demokraten, dass die Flut von Anrufen auch die Unterstützung für die Reform widerspiegelt. Hier ist ein Blick auf die legendäre Telefonleitung des Weißen Hauses:

1. Wer antwortet, wenn ich im Weißen Haus anrufe?
Es kommt darauf an, welche Nummer Sie anrufen. Die Hotline für öffentliche Kommentare (202-456-1111) ist mit Freiwilligen besetzt, die von der derzeitigen Regierung angeworben wurden. Die Telefonzentrale des Weißen Hauses (202-456-1414) ist mit professionellen Mitarbeitern des Weißen Hauses besetzt. Nur privilegierte Parteien sind in die „Geheimnummer“ eingeweiht, über die der Präsident direkt erreicht werden kann (siehe unten).

2. Wie oft werden die Leitungen durch Protestanrufe überlastet?
Das passiert in der Regel, wenn kontroverse Gesetze zur Abstimmung anstehen; sowohl die Rettungsaktion für die Wall Street im Jahr 2008 als auch die Überarbeitung des Einwanderungsgesetzes im Jahr 2007 führten zu mehr Anrufen, als das System bewältigen konnte. Auch Reaktionen auf bestimmte katastrophale Ereignisse wie die Ermordung von John F. Kennedy haben das Telefonsystem des Präsidenten überlastet.

3. Wann bekam das Weiße Haus das erste Telefon?
Am 10. Mai 1877 ließ Rutherford B. Hayes ein Telefon im Telegrafenraum des Weißen Hauses installieren. Die erste Telefonnummer des Weißen Hauses war die „1“, aber das Telefon war nur mit einem anderen frühen Nutzer, dem Finanzministerium, direkt verbunden.

4. Sie meinen, der Präsident hatte kein eigenes Telefon?
Nein, erst als Herbert Hoover 1929 eines im Oval Office aufstellen ließ. Und selbst dann war es kein Privatanschluss, bis Clinton 1993 das Telefonsystem des Weißen Hauses umgestaltete. Clinton beschwerte sich darüber, dass jeder im Weißen Haus seine Gespräche mithören konnte, indem er eine Nebenstelle abnahm und eine Taste drückte. Einem Bericht von WIRED.com zufolge: „Clinton machte in den ersten Wochen seiner Amtszeit viel von sich reden, indem er auf Cocktailpartys Geschichten von kleinen alten Damen erzählte, die an der alten „Plug-and-Play“-Zentrale des Weißen Hauses aus den 1960er Jahren schwitzten.“

5. Wer ist berechtigt, die „Geheimnummer“ des Präsidenten anzurufen?
Sehr wenige Menschen; die Nummer des Oval Office wird streng bewacht und über eine separate Telefonzentrale geleitet. Bei einem umstrittenen Vorfall im Jahr 2007 wählte ein 16-jähriger Jugendlicher in Island die Nummer, die er fälschlicherweise für die Geheimnummer hielt, und schaffte es, sich als isländischer Präsident auszugeben und bis zur Sekretärin von Präsident George W. Bush vorzudringen.

6. Gibt es das berühmte „rote Telefon“ noch?
Eine telegrafische „Hot Line“ zwischen dem Kreml und dem Weißen Haus wurde 1963 eingerichtet, nachdem Kommunikationsverzögerungen die Kuba-Krise verschärft hatten. Eine direkte Telefonverbindung wurde 1971 eingerichtet, und 1986 kam eine Faxleitung hinzu. Obwohl das „rote Telefon“ inzwischen überholt zu sein scheint, taucht es immer wieder in der Fiktion und in der politischen Propaganda auf – Hillary Clintons Werbung für einen Telefonanruf um 3 Uhr morgens und Glenn Becks „Notrufleitung zum Weißen Haus“ sind aktuelle Beispiele dafür.
Quellen: History Channel, ABC News, Wired, Time, Wikipedia, Mediabistro, BuzzFlash

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