Ziele: Untersuchung der Zellen des inneren Anulus und Nachweis, dass Unterschiede in der Bandscheibenpathologie auf zellulärer Ebene identifiziert werden können.
Methoden und Ergebnisse: Anulusgewebe aus skoliotischem, degeneriertem und prolapsiertem menschlichem Bandscheibengewebe wurde für die Histologie und Transmissionselektronenmikroskopie aufbereitet. Der Ki67-Antikörper wurde verwendet, um Zellen im aktiven Teil des Zellzyklus zu identifizieren, und die Zelloberflächenrezeptoren für das matrixabbauende Enzym Urokinase wurden immunolokalisiert. Im Gewebe von protrahierten Bandscheiben wurden mehr Chondron-Cluster beobachtet als in degenerierten und skoliotischen Bandscheiben. Eine positive Ki67-Färbung wurde in Zellen innerhalb der Chondron-Cluster festgestellt. Die meisten Zellen aus skoliotischen und prolapsierten Anulus enthielten ausgeprägte Zellkerne und Organellen, während Zellen aus degenerierten Bandscheiben nur wenige gut definierte Organellen, aber reichlich Glykogenablagerungen enthielten. Durch Immunlokalisierung wurden Urokinase-Rezeptoren auf der Oberfläche von Zellen aus degenerierten Bandscheiben identifiziert, nicht aber bei den anderen Pathologien.
Schlussfolgerungen: Den verschiedenen Arten der Bandscheibenpathologie scheinen zelluläre Unterschiede zugrunde zu liegen. Das Anulusgewebe von Bandscheibenvorfällen enthielt offenbar mehr Chondron-Cluster und mehr aktive Zellen als skoliotisches und degeneratives Gewebe, was auf eine mögliche Wundheilungsreaktion schließen lässt. Im Gegensatz dazu schienen Zell- und Matrixdegeneration die wichtigsten zugrunde liegenden Prozesse in degenerierten Bandscheiben zu sein.