Akinetischer Mutismus (AM) ist eine seltene neurologische Störung, die durch ein intaktes Bewusstseinsniveau und eine intakte sensomotorische Kapazität gekennzeichnet ist, jedoch mit einer gleichzeitigen Abnahme von zielgerichtetem Verhalten und Emotionen. Die Patienten befinden sich in einem wachen Zustand tiefer Apathie und scheinen gleichgültig gegenüber Schmerzen, Durst oder Hunger zu sein. Sie stellt das äußerste Ende des Spektrums der Erkrankungen mit verminderter Motivation dar. In den letzten Jahren wurde mehr über die funktionelle Rolle von Neuroschaltkreisen und Neurotransmittern im Zusammenhang mit dem menschlichen Motivationsverhalten bekannt. Genauer gesagt gibt es immer mehr verhaltensbiologische Beweise, die spezifische Schädigungen der funktionellen frontal-subkortikalen Organisation mit dem Auftreten bestimmter neurologischer Defizite in Verbindung bringen. In dieser Übersichtsarbeit werden Erkenntnisse aus Läsionsstudien und neurophysiologischen Erkenntnissen bei Tieren, aus bildgebenden Studien beim Menschen und aus klinischen Untersuchungen bei Patienten mit AM kombiniert, um eine integrative Theorie der Pathophysiologie zu entwickeln. Darüber hinaus werden die spezifischen pharmakologischen Interventionen, die zur Behandlung von AM eingesetzt wurden, und ihre Gründe überprüft, um einen umfassenden Überblick für die klinische Praxis zu geben.