Invasive gebietsfremde Arten verursachen erhebliche wirtschaftliche und ökologische Schäden. Welche Arten zuerst bekämpft werden sollten und welche genauen Bekämpfungsstrategien anzuwenden sind, ist jedoch umstritten. Da es bisher keine Kategorisierung der Auswirkungen gebietsfremder Vogelarten gibt, haben wir ein Bewertungssystem für die Auswirkungen von Säugetieren auf Vögel angewendet und die Auswirkungen der in Europa etablierten gebietsfremden Vögel bewertet. Wir haben 26 in Europa etablierte gebietsfremde Vogelarten untersucht und alle bekannten Daten zu den Auswirkungen dieser Arten zusammengestellt. Die Arten mit den größten Auswirkungen auf die Umwelt waren die Kanadagans (Branta canadensis), der Heilige Ibis (Threskiornis aethiopicus) und die Rotkopfruderente (Oxyura jamaicensis). Die stärksten Auswirkungen auf die Wirtschaft hatte wiederum die Kanadagans. Auch der Ringhalssittich (Psittacula krameri) und der Mönchssittich (Myiopsitta monachus) waren in dieser Kategorie stark betroffen. Kombiniert man diese Daten über die potenziellen Auswirkungen mit der aktuellen Verbreitung, erhält man eine Liste der gebietsfremden Vögel mit den größten tatsächlichen Auswirkungen. Anhand dieser beiden Werte lassen sich Prioritäten für Präventions- und Kontrollmaßnahmen setzen. Im Vergleich zu Vögeln haben Säugetiere im Allgemeinen eine höhere potenzielle und tatsächliche Auswirkung in Europa, aber einige Vogelarten erreichen genauso hohe Auswirkungswerte wie einige der schlimmsten Säugetierarten. Dennoch werden diese Vogelarten – im Gegensatz zu den Säugetieren mit hohen Auswirkungen – kaum von Bekämpfungsprogrammen erfasst. Diese Studie zeigt, dass es dafür keinen wissenschaftlichen Grund gibt. Mit dem hier vorgestellten Bewertungssystem bieten wir Praktikern eine Entscheidungshilfe, die sie bei der Suche nach einer angemessenen Reaktion auf invasive Vögel unterstützt.