Einleitung: Informationen über die Prävalenz der Bleiexposition sind für die Formulierung einer effizienten öffentlichen Gesundheitspolitik unerlässlich. Die Industrieländer haben erfolgreiche öffentliche Maßnahmen zur Prävention und Kontrolle von Bleivergiftungen ergriffen. In den Vereinigten Staaten, Kanada, Japan und der Europäischen Union beispielsweise zeigen regelmäßig wiederholte Prävalenzstudien, dass die Blutbleispiegel (BLL) bei Kindern insgesamt gesunken sind. Obwohl die BLL von Latino-Kindern in den USA in den letzten Jahren ebenfalls gesunken sind, ist der geometrische Mittelwert nach wie vor höher als der von weißen Kindern. Über die Bleiexposition von Kindern in Lateinamerika und der Karibik (LAC) ist wenig bekannt. In dieser Übersicht haben wir zwei Fragen beantwortet: Was ist derzeit über Bleiquellen und -werte bei Kindern in Lateinamerika und der Karibik bekannt? Gibt es öffentliche Maßnahmen, um die Bleiexposition von Kindern in Lateinamerika und der Karibik zu verhindern?
Methode: Wir führten eine Literaturrecherche durch, die den Zeitraum von Januar 2000 bis März 2014 in den Datenbanken PubMed und Lilacs abdeckte, um englisch-, portugiesisch- und spanischsprachige Studien zu finden, die über die Prävalenz von BLLs bei Kindern im Alter von 0-18 Jahren in Lateinamerika und der Karibik berichten. Es wurde keine spezifische Analysemethode ausgewählt, und angesichts der Knappheit der Daten war die Studie sehr umfassend.
Ergebnisse: Es wurden sechsundfünfzig Arbeiten aus 16 verschiedenen LAK-Ländern ausgewählt. Die in dieser Übersichtsarbeit gefundenen BLL-Werte für Kinder sind hoch (≥10μg/dL) im Vergleich zu den BLL-Werten für die gleiche Altersgruppe in den USA. Die meisten Studien berichteten jedoch über einen Zusammenhang mit einer Art von „Blei-Hotspot“, in dem Kinder Bleikonzentrationen ausgesetzt sein können, die denen am Arbeitsplatz ähneln. Nur Peru und Mexiko meldeten BLLs bei Kindern aus bevölkerungsbezogenen Studien.
Schlussfolgerungen: Die meisten in Lateinamerika und der Karibik durchgeführten BLL-Prävalenzstudien wurden in Gebieten mit bekannten Emissionsquellen durchgeführt. Der Prozentsatz der Kinder mit Bleivergiftungsrisiko in Lateinamerika und der Karibik ist unbekannt und wird wahrscheinlich unterschätzt. Daher ist es dringend erforderlich, gesundheitspolitische Maßnahmen zu ergreifen, um Bleivergiftungen zu quantifizieren und zu verhindern, insbesondere durch die vorrangige Ermittlung und Bekämpfung von „Hot Spots“.