Einführung: Sekundäre Ursachen von Diabetes beziehen sich auf eine Kategorie, in der Diabetes mit anderen Krankheiten verbunden ist. Man geht davon aus, dass sie weniger als 2 % der gesamten Diabetesfälle ausmachen.
Fallbericht: Ein 56-jähriger kaukasischer Mann ohne relevante Anamnese kam mit Müdigkeit, Polyurie, Polydipsie, Polyphagie und unwillkürlichem Gewichtsverlust (6 kg in zwei Wochen) in die Notaufnahme. Er war hämodynamisch stabil und wies eine Glykämie von 445 mg/dl ohne Azidose auf. Es wurde eine Insulinperfusion eingeleitet, und der Patient wurde mit der Diagnose eines neu aufgetretenen Diabetes ins Krankenhaus eingeliefert. Die körperliche Untersuchung ergab eine gräuliche Hautfarbe, einen Body-Mass-Index von 19 kg/m2 und Hepatomegalie. Die Blutanalyse ergab einen Hämoglobin-A1c-Wert von 13,4 %, negative Anti-GAD- und Anti-Insulin-Antikörper, eine Transferrinsättigung von 98 % und hohe Ferritinwerte (4533 ng/ml). Dieses klinische Bild ließ den Verdacht auf einen Diabetes als Folge einer Hämochromatose aufkommen. Der Bauchultraschall zeigte eine vergrößerte Leber (19,5 cm) mit heller Echostruktur, und die Magnetresonanztomographie der Leber ergab Anzeichen einer Eisenüberladung. Die daraufhin durchgeführte Leberbiopsie zeigte akzentuierte Eisenablagerungen in den Hepatozyten, den Zellen der Sinusoidalauskleidung und den Gallengangsepithelien. Eine genetische Untersuchung ergab eine HFE-Genmutation (C282Y homozygot). Aufgrund einer möglichen Eisenakkumulation in der Hypophyse und der Beschwerden des Patienten über erektile Dysfunktion wurde die Hypophysenfunktion untersucht, wobei ein hypogonadotroper Hypogonadismus festgestellt wurde (Gesamttestosteron 0,59 ng/ml; FSH 3,40 mUI/ml; LH 2,78 mUI/ml), ohne dass eine andere Achse betroffen war. Der Patient wurde mit einem Basal-Bolus-Insulin-Regime und einer monatlichen Testosteron-Enanthat-Injektion von 250 mg aus dem Krankenhaus entlassen. Er wird mit einem A1c-Wert von 7,3 % weiter beobachtet und unterzieht sich regelmäßigen Aderlässen.
Schlussfolgerungen: Bei Hämochromatose kann eine Eisenansammlung in der Haut und der Bauchspeicheldrüse zu einer Hyperpigmentierung führen und die Insulinproduktion beeinträchtigen, was den so genannten Bronze-Diabetes verursacht. Dieser Fall warnt Kliniker davor, sekundäre Ursachen für Diabetes zu übersehen, die bei einer sorgfältigen körperlichen Untersuchung frühzeitig vermutet werden können.